*Rezension* Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben


Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben -  Klaus Brinkbäumer, Samiha Shafy | S. Fischer Verlage
 (5/5)

Woher kommt es, dass die einen Menschen mit 50, 60 Jahren an verschiedensten Krankheiten versterben, wohingegen die anderen mit 100 Jahren noch gesund umherspazieren? Wer sind sie, die Menschen, die ein dreistelliges Alter erreicht haben? Was haben sie in ihrem Leben anders gemacht als andere? Was ist ihr Geheimnis? Womit sind sie zufrieden und was bereuen sie? Klaus Brinkbäumer und Samiha Shafy sind zwei renommierte JournalistInnen, die unter anderem für das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL gearbeitet haben. In ihrem Buch „Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben“ stellen sie sehr alten Menschen eben jene Fragen und versuchen Antworten auf das Geheimnis eines langen Lebens herauszufinden. Entstanden ist ein beeindruckendes, lesenswertes Buch, das auf vielen Interviews mit Über-Hundertjährigen und Experten zum Thema Altersforschung basiert.

Die Reise der beiden JournalistInnen beginnt in Okinawa, jenem Ort in Japan, wo besonders viele Hundertjährige leben. Im Laufe der Recherche des Buches bereisen die AutorInnen des Buches die ganze Welt, besuchen Menschen in den USA, in Thailand, in China, aber natürlich auch in Österreich, in der Schweiz und Deutschland. Jedes Kapitel widmet sich der Lebensgeschichte eines alten Menschen, manche haben so viel zu erzählen, dass ihnen mehrere Kapitel zuteilwerden. Jede Geschichte liest sich wie eine Reportage, die AutorInnen schreiben schön, lassen die Leser an ihren Recherchewegen teilhaben, erklären Gedankensprünge und erzählen nicht nur das Leben der Hundertjährigen, sondern auch die Geschichten hinter den Kulissen. So wirkt das ganze Buch wie ein Freundschaftsalbum, man lernt die Menschen kennen und am Ende, wenn ein weiteres Kapitel zu Ende erzählt ist, hat man diese Personen auch wirklich kennengelernt und ins Herz geschlossen. Faszinierend sind sie, die sehr, sehr Alten dieser Welt: Wir lernen einen Chinesen kennen, der seit Jahrzehnten jeden Tag mehrere Liter Cola trinkt, einen fast blinden ehemaligen Journalisten aus New York, einen erfolgreichen Geschäftsmann, der das Konzentrationslager überlegt hat und eine Modeberaterin in einem teuren Luxus-Kaufhaus. Die Menschen, um die es in dem Buch geht, haben nicht viel gemeinsam abgesehen von ihrem hohen Alter. Sie alle haben jede und jeder für sich viel erlebt, viel durchgemacht und überstanden.

Brinkbäumer und Shafy sprechen zudem mit vielen Wissenschaftlern, die sich dem Thema Altersforschung gewidmet haben. So versuchen sie dem Geheimnis des langen Lebens auf die Spur zu kommen. Geht es darum, die richtigen Gene zu haben? Auf eine gute, ausgewogene Ernährung zu achten? Geht es um körperliche Bewegung, um Familie und Freundschaft? Oder spielt am Ende das ikigai, die persönliche Berufung, die entscheidende Rolle? Oder besteht das Geheimnis eines langen Lebens im Astaxanthin, dem roten Farbstoff, dem wundersame Eigenschaften zugesprochen werden?

„Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben“ ist ein Buch, das glücklich und traurig zugleich macht. Man setzt sich während des Lesens unweigerlich mit der Endlichkeit des Lebens auseinander, wird von beeindruckenden Menschen inspiriert und zum Nachdenken über das eigene Dasein angeregt. Nach dem Lesen hallt das Buch noch lange nach bei mir. Absolut empfehlenswert.

Hier gibt es weitere Infos zum Buch aus dem Fischer-Verlag.

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